No. 19 Mein Leben ist wie leise See
Mein Leben ist wie leise See
Mein Leben ist wie leise See:
Wohnt in den Uferhäusern das Weh,
wagt sich nicht aus den Höfen.
Nur manchmal zittert ein Nahn und Fliehn:
Aufgestörte Wünsche ziehn
darüber wie silberne Möwen.
Und dann ist alles wieder still. . .
Und weisst du was mein Leben will,
hast du es schon verstanden?
Wie eine Welle im Morgenmeer
will es, rauschend und muschelschwer,
an deiner Seele landen.
Das Gleichgewicht der Gegensätze
Ein Lächeln, ein Spiegelbild. Die Leichtigkeit lässt dich vergessen, wie fest du am Boden haftest, wie in Kaugummi getreten, losgerissen, mit einem leisen Quietschen unter dem Schuh. Du ignorierst es. Stattdessen kaust du Nüsse und lächelst unbekümmert, während die Menschen um dich herum deinem Beispiel folgen. In diesem Moment bist du ein Leuchtfeuer, vielleicht auch nur ein flackerndes Streichholz, wer weiss, wie lange es brennt, wie gross es noch wird, oder ob es einfach erlischt. Du sprichst einen Namen aus, zögernd, als würdest du mit einem feinen Pinsel auf zartem Papier schreiben. Es ist nicht dein eigener Name. Und plötzlich staunst du über dich selbst.
Die Welt um dich herum bemerkt nicht, welches Wunder du mit dir trägst, wie ein Sperling, so leicht liegt es dir im Herzen und auf der Zunge. Doch in deinem Magen lastet noch immer dieser Klumpen aus Gold, schwer wie ein vergessener Schatz.
Ich wühle im Dreck und schütte eine Handvoll Erde darüber. Sand, kleine Steine und verfaulte Blätter sammeln sich unter meinen Fingernägeln. Es fühlt sich an wie eine Beerdigung, Asche zu Asche. Irgendwann legt sich der Staub von allein darüber.
Wie oft steuern wir verwirrt durch die Welt, weil der Kopf nicht begreifen kann, dass das Herz überschlägt; wie blind wir sind oder, genauer gesagt, wie verschleiert unser Blick wird, wenn alles durch winzige Details und die eigene Angst ins Chaos gerät. Du stehst im Mittelpunkt, verlierst aber deinen Halt und landest irgendwo am Rand, während dein Verstand von der Wucht deiner Emotionen überwältigt wird. Triumphierend stürzen sich deine Gefühle auf die Situation, durchwühlen deine Gedanken wie Plünderer und lassen dir nichts anderes übrig, als stumm zuzusehen. Du bist entwaffnet von einem Meister der Täuschung, zu schwach, um gegen die Macht deiner Furcht anzutreten und die Apokalypse ist ohnehin längst da. Wozu noch kämpfen? Du bist müde, erschöpft und desillusioniert.
Doch nach der Schlacht, wenn du verletzt und sprachlos zurückbleibst, taucht diese verfluchte Hoffnung plötzlich auf. Zu spät wie immer, aber doch rechtzeitig, gerade noch.