No. 26 Du gingst
Du gingst“
(aus dem Stundenbuch)
Du gingst. Ich stand am Wege
und sah dir lange nach.
Und mir war, als ob ich träume,
und mir war, als ob ich wach.
Ich sah dich aufwärts schreiten
den Hügel in die Stadt.
Das Licht lag auf deinen Haaren,
als ob es dich lieb gehabt.
Ich stand und sah dich lange
und weinte sehr dabei.
Es war, als ob du kämest
und du gingst doch vorbei.
Barfuss im Ungewissen
In deine Wäsche hat man deinen Namen eingenäht, damit nichts verloren geht. Auf der Zahnbürste stehen deine Initialen, sogar ein kleines Nähset liegt bereit. Alles da: die Regenjacke im Koffer, die Finken, die Jeans, das Pyjama. Rundum abgesichert. Zwei belegte Brote für unterwegs, mit Gurke und etwas Salat.
Frohen Mutes voran, dem geordneten Abenteuer entgegen. Es kann nichts passieren, alles ist durchdacht, geplant, organisiert. Ich lache, laut, fast trotzig.
Dann fällt das erste Kärtchen. Und das nächste. Das Kartenhaus stürzt ein. Ich lache noch ein wenig lauter. Die letzte Karte landet auf dem Boden. Ich ziehe die nassen Schuhe aus und stehe barfuss in einer Pfütze aus Unwissenheit.
Dafür hat dir niemand etwas eingepackt. Für diesen Moment bist du nicht ausgerüstet. Hier endet der Urlaub und das Abenteuer beginnt.
Ich habe aufgehört zu lachen. Aber auf meinen Lippen liegt ein Lächeln, vage, unsicher, wie der ramponierte Koffer, den ich hinter mir abstelle, um endlich weiterzugehen.
„Ein Augenblick für die Ewigkeit“
so nannte ich es einmal. Doch es war nur eine von vielen Fassungen, ein letzter Versuch, festzuhalten, was sich nicht festhalten lässt.
Vielleicht war genau das die wahre Lektion dieses Projekts: dass nichts bleibt, indem wir es festklammern, sondern nur, wenn wir es fühlen.
Und so endet es, wie es begann: mit einem Augenblick, der vergeht, und einer Erinnerung, die bleibt.