Der Schrei

Stille Heldinnen – Der Schrei
Acryl auf Papier

Dieses Bild hat mir keine Wahl gelassen. Der Schmerz dieser Frau und auch der Schmerz, den ich im Kontakt mit meinen stillen Heldinnen erlebe, war so stark, dass ich ihm Raum geben musste. Deshalb das andere Format, deshalb diese Wucht in der Farbe. Es ist eines von zwei Bildern derselben Person; zwei Zustände derselben inneren Wirklichkeit, die später als Einheit gezeigt werden.

Ich habe versucht, diesen inneren Sturm malerisch einzufangen: Aus einem Schwall von Blau-, Türkis- und Weisstönen tritt der Kopf der Frau hervor, der Mund weit geöffnet, als würde sie alles hinausschreien, was zu lange in ihr eingeschlossen war. Die dick aufgetragene Acrylfarbe, die sichtbaren Spuren der Malbewegung und die diagonale Dynamik lassen die Oberfläche fast beben. Nichts ist glatt, nichts beruhigend. Die kalten Blautöne verweisen auf Tiefe, Erschöpfung und Kälte, während kleine Ocker- und Weisslichter wie kurze Aufblitze von Energie oder Hoffnung aufscheinen.

Ich habe mit Acryl auf Papier gearbeitet, weil ich eine möglichst direkte, ungefilterte Umsetzung brauchte. Ich habe versucht, die Farbschichten nicht zu glätten, sondern sie aneinanderprallen zu lassen, sie übereinander zu schieben, reiben, fast explodieren zu lassen, so, wie sich dieser Schmerz für mich anfühlt. Im Kontext des Projekts „Stille Heldinnen“zeigt dieses Werk eine Seite von Brustkrebs, die oft im Verborgenen bleibt: rohe, ungefilterte Verzweiflung.

Für mich selbst war es ein Kampf, dieses Bild zu malen. Jedes Übermalen, jedes neue Setzen von Farbe war ein Ringen darum, diesem Schmerz gerecht zu werden und ihm zugleich eine eigene Würde zu geben.



„Der Schrei“ in einer neuen, digitalen Version. Michael hat mein Bild behutsam weiterentwickelt und die Intensität noch einmal verstärkt.
Danke dir, Michael, für dein Auge, deine Zeit und deine wunderbare Arbeit

Zurück
Zurück

Die Stille

Weiter
Weiter

Alice, still