No. 6 Die roten Rosen waren nie so rot

Die roten Rosen waren nie so rot

Die roten Rosen waren nie so rot
Als an dem Abend, der umregnet war.
Ich dachte lange an dein sanftes Haar ...
Die roten Rosen waren nie so rot.

Es dunkelten die Büsche nie so grün
Als an dem Abend in der Regenzeit.
Ich dachte lange an dein weiches Kleid ...
Es dunkelten die Büsche nie so grün.

Die Birkenstämme standen nie so weiss
Als an dem Abend, der mit Regen sank;
Und deine Hände sah ich schön und schlank ...
Die Birkenstämme standen nie so weiss.

Die Wasser spiegelten ein schwarzes Land
An jenem Abend, den ich regnen fand;
So hab ich mich in deinem Aug erkannt ...
Die Wasser spiegelten ein schwarzes Land.


Ein Augenblick für die Ewigkeit

Und sie sieht mich an, ich blicke zurück –und plötzlich verschiebt sich alles, ein
unsichtbares Band zieht mich zu ihr hin. Der Rest der Welt verblasst, wird beinahe bedeutungslos, und erst, als sich unsere Lippen berühren, wird mir die Aussenwelt wieder bewusst. Leise flüstere ich ihren Namen, Ausdruck meiner hilflosen Freude und der Unfassbarkeit des Moments. Sie hat mein Leben soeben auf den Kopf gestellt. Ist das wirklich passiert? Es ist so überwältigend, so unfassbar gross.

Auf dem Rückweg finde ich ihre Hand, und dann legt sie ihren Arm um meine Schulter – so selbstverständlich. Ich schlinge meinen Arm um ihre Hüfte und halte ihre Finger fest, die mit ihren langsamen Streichelbewegungen eine unsagbar beruhigende Wirkung haben. Ich fühle mich – glücklich? Ja. Ja, verdammt.

Später, als sie mit dem Rücken an einen Baum gelehnt sass und sprach, legte ich, einem plötzlichen Impuls folgend, meinen Kopf in ihren Schoss. Ich sagte etwas, irgendetwas. Es war nicht wichtig. Wichtig war nur, einfach da zu sein. Meine Hand strich sanft ihren Arm entlang. Sie sprach von Ängsten, von Sehnsüchten; ich setzte mich auf und fand ihren Blick, diesen unbeschreiblich schönen Blick. Noch nie habe ich mich so aufgehoben gefühlt.

Als sie gehen musste, sträubte ich mich, sass trotzig auf dem Fleckchen Erde und wollte nicht, dass die Zeit ohne sie weiterlief. "Komm schon," sagte sie und ging in die Hocke, ein Lächeln auf den Lippen. Die Zeit schien zu stolpern. "Ich dich auch," flüsterte sie, ein rascher Kuss auf meiner Wange. Sie zog mich hoch, ein letzter Blick – und ich wusste, ich konnte nicht verloren gehen. Ihre Wärme wie ein Schutzschild, ein sanfter Kokon. Sicherheit. Die Gewissheit, zu jemandem zurückkehren zu können, Halt zu suchen und ihn zu finden. Das ist so schön.


(Das Gedicht reflektiert die Intensität von Erinnerungen und Empfindungen. In meiner Interpretation deutet die Behauptung, dass die Rosen niemals so rot waren, darauf hin, dass vergangene Erfahrungen im Licht der Gegenwart intensiver und bedeutungsvoller erscheinen. Es legt nahe, dass unsere Wahrnehmung der Welt stark von unseren inneren Emotionen und Erinnerungen beeinflusst wird. Diese roten Rosen symbolisieren nicht nur Schönheit, sondern auch die Vergänglichkeit solcher intensiver Momente und die Sehnsucht, sie festzuhalten.

Das gemalte Bild entstand kurz nachdem ich den Text geschrieben hatte und war noch auf der Staffelei, als wir die Fotos nach einer intensiven Diskussion mit nur zwei LED-Panels erstellten.)




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