No. 20 Eros (Special)

Eros

Masken! Masken! Dass man Eros blende.
Wer erträgt sein strahlendes Gesicht,
wenn er wie die Sommersonnenwende
frühlingliches Vorspiel unterbricht.

Wie es unversehens im Geplauder
anders wird und ernsthaft...Etwas schrie...
Und er wirft den namenlosen Schauder
wie ein Tempelinnres über sie.

Oh verloren, plötzlich, oh verloren!
Göttliche umarmen schnell.
Leben wand sich, Schicksal ward geboren.
Und im Innern weint ein Quell


Die Uhr tickt, Liebste

Früher wollte ich nichts wissen.
Jetzt, älter geworden, höre ich die Uhr laut ticken.
Tage und Jahre vergehen wie Liebesbriefe per Luftpost,
gesendet an eine Geliebte,
die auf einer sturmumtosten Insel auf Schönwetter wartet,
während am Ufer die zarten Annäherungen
salzverzehrt vergehen.

Die Sonnenbrille beschlägt
im heissen Atem der Unverbindlichkeit,
und wir lachen,
bis uns die Realität die Kehle zuschnürt.

Ich dachte, Alltag sei grau.
Dass er grau sein müsse.
Doch Alltag ist das, was uns trägt,
wenn man das Nichtwissenwollen eintauscht
gegen die stille Umarmung eines Eingeständnisses:
zu einem Menschen,
so fern wie die Sonne an einem Gewittertag
und so nah wie Regentropfen auf heisser Haut.

Lass mich wissen, Liebste.
Damit ich nicht dumm sterben muss,
vor Sehnsucht.

Nach längerer Pause haben Michael und ich unsere künstlerische Zusammenarbeit erneut aufgenommen.Eine Partnerschaft, die vor über einem Jahrzehnt begann und auch in  Ausstellungen und Publikationen ihren Ausdruck gefunden hat. Ausgehend von Rilkes Gedicht Eros entstand diese neue Fotoserie, in der sich fotografische Inszenierung und Michaels unverwechselbare Handschrift der Weiterbearbeitung, das, was wir Photopaint nennen, zu einer gemeinsamen Bildsprache verdichten. Der kreative Dialog, der daraus entsteht, ist für mich immer wieder eine inspirierende und bereichernde Erfahrung. Danke, Michael.

Immer wieder, ob wir der Liebe Landschaft auch kennen,

und den kleinen Kirchhof mit seinen klagenden Namen

und die furchtbar verschweigende Schlucht, in welcher die andern

enden: immer wieder gehn wir zu zweien hinaus

unter die alten Bäume, lagern uns immer wieder

zwischen die Blumen, gegenüber dem Himmel.

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